Online-Wörterbücher

Es ist nicht zu leugnen, daß Online-Wörterbücher einen besonderen Reiz auf Übersetzer auswirken: Nirgendwo sonst gibt es derart umfangreiche Information. Gerade bei sogenannten Crowdsourcing-Projekten ist das Wortangebot oft geradezu unüberschaubar, die Richtigkeit aber oft nicht gewährleistet (was auch bei Druckausgaben nicht der Fall sein muß). Die Bandbreite an Wörtern, die Möglichkeit, durch unbegrenzten Platz im Netz zahlreiche Beispielsätze zu finden und das verhältnismäßig leichte Auffinden von Schriftzeichen machen die Wortsuche im Internet zu attraktiv und auch zu sinnvoll, um solche Webseiten nicht zu empfehlen. Im Zweifelsfall kann es natürlich nie schaden, auch ein Wörterbuch zum Anfassen zu Rate zu ziehen.

Die Wörterbücher, die ich für die japanisch-deutsche Übersetzung am häufigsten nutze, sind folgende: Continue reading ‘Online-Wörterbücher’ »

Das gute Buch: Kittel et. al.: Übersetzung, Translation, Traduction

Das gute BuchAus der Serie: Das gute, aber zu kurz besprochene Buch.

kittelDie bisher drei Bände der in Deutsch, Englisch und Französisch verfaßten Edition Übersetzung, Translation, Traduction umfassen jedes Thema rund um das Übersetzen, das zumindest mir erdenklich ist und noch ein paar Handvoll mehr. Privat gewissermaßen unerschwinglich, kann man mit Hilfe von Universitätsbibliotheken das gesamte Werk online lesen und ggf. auch herunterladen. Jeder, der sich wissenschaftlich mit Übersetzung oder Übersetzungen beschäftigen will, sollte einmal darin gelesen haben.

Kittel, Harald, Herbert E. Wiegand, Gerold Ungeheuer, and Hugo Steger. Übersetzung, Translation, Traduction: 1., 2. und 3. Teilband: Ein internationales Handbuch zur Übersetzungsforschung. Berlin: de Gruyter, 2004 (Band I) und 2007 (Band II) 2001 (Band III).

Inoue Hisashi übersetzt

In letzter Zeit tut sich einiges an Übersetzungen von Werken Inoue Hisashis. Meines Wissens liegen zum Zeitpunkt dieses Eintrages folgende Werke in anderen Sprachen vor.

Deutsch:

Inoue Hisashi: Kalter Krieg, (Szene aus Shōgeki Zenshū), Übers. Stanca Scholz-Cionca, In: AnbautenUmbauten. Fest­schrift für Wolfgang Schamoni zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. Wolfgang Sei­fert und Asa-Bettina Wuthenow, München: iudicium Verlag 2003.

Die Tage mit Vater. Theaterstück (Chichi to kuraseba), Übers. Isolde Asai, In: Fünf Theaterstücke aus Japan. München: Iudicium 2008.

Shakespeare als interkulturelle Schnittstelle am Beispiel einer kommentierten Übersetzung von Inoue Hisashis »Tenpō Jūninen no Sheikusupia«, Übers. Nina Olligschläger (unveröffentlicht).

Little Boy – Big Taifoon, Übers. Soeren Voima und Sachiko Hara, Berlin: henschel 2011.

Die Sieben Rosen von Tōkyō (Tōkyō sebun rōzu), Übers. Matthias Pfeifer, Berlin: be.bra 2013. Continue reading ‘Inoue Hisashi übersetzt’ »

Paradoxe Forschung an fremdsprachlicher Literatur

Jüngst hatte ich mit einer Germanistin, die in Japan unterrichtet, ein interessantes Gespräch zum Sinn und Unsinn der Beschäftigung mit ausländischer Literatur. Sie erzählte mir von einer Doktorandin, die nicht besonders gut das Deutsche beherrsche, aber schon seit zwei Jahren daran arbeite, die Buddenbrooks zu untersuchen. Da es aber schon genug deutsche Forscher gebe, die das Werk intensiv bearbeiten, sei dieses Unterfangen sinnlos – etwas Neues werde sie auf diese Weise nicht finden können. Die Dozentin schlug ihr vor, stattdessen nach einer Verbindung zwischen Thomas Mann und Japan zu suchen und diese zu bearbeiten, denn so sei ein Beitrag zur Forschung möglich. Um die verlorenen zwei Jahre tat es der Dozentin leid.

Dem kann man nicht wirklich widersprechen; auch, wenn für die Doktorandin die zwei Jahre hoffentlich nicht verlorene Zeit waren, sondern möglicherweise wichtig zur Einarbeitung in das Thema, das sie vielleicht später von anderer Seite angehen kann. Indirekt stellt dieses Problem aber auch mein Forschen in Frage. Warum befasse ich mich als Nicht-Muttersprachlerin so allgemein mit einem japanischen Schriftsteller? Gelehrte, die sich nicht erst alle Anspielungen und Wortspiele erarbeiten müssen, sondern aus dem Stehgreif verstehen, könnten meine Arbeit sicherlich schneller erledigen.

Continue reading ‘Paradoxe Forschung an fremdsprachlicher Literatur’ »

Vormoderne Literatur an der Universität Osaka – ein Rückblick

Einer der Unterrichtsräume

Ein Unterrichtsraum

Meine Zeit in Osaka neigt sich dem Ende zu und es scheint der rechte Moment gekommen, zurückzuschauen.

Ich habe im Seminar für vormoderne Literatur der Universität Osaka als sogenannter “Special Researcher” vor allem am Unterricht von Prof. Iikura Yôichi teilgenommen. Bisher waren mir eher negative Erfahrungen anderer deutscher Studenten in Japan zu Ohren gekommen – vor allem die fehlende Diskussionskultur und die (für Deutsche zumindest) peinlichen Schweigepausen mitten im Unterricht wurden von Zeit zu Zeit angesprochen. Da war es erleichternd, das Klima in Prof. Iikuras Kursen erleben zu können. Dort wurde sogar noch mehr als in den meisten Seminaren, die ich aus Deutschland kenne, diskutiert und kommentiert; fast jeder Student hat sich um konstruktiven Beiträge bemüht.

Im Unterricht kamen wir oft ins Detail und in die Tiefe, was für einen Nicht-Muttersprachler nicht immer leicht war, da man ja doch nicht für alle Themen das Spezialvokabular bereit hat. Doch nicht nur für spezielle Fachfragen, sondern auch allgemeinere Überlegungen wie “Was ist Literatur?” wurde sich Zeit genommen. Die Stunden im Seminar waren inspirierend und die geringe Studentenzahl machte das Studieren fast ein bißchen gemütlich. Auf die Professoren sind offensichtlich weniger Verwaltungsaufgaben abgewälzt, als bei uns, so daß man jederzeit Kontakt zu ihnen aufnehmen und vorbeikommen kann. Continue reading ‘Vormoderne Literatur an der Universität Osaka – ein Rückblick’ »

Das gute Buch: Nünning: Grundbegriffe der Literaturtheorie

DasguteBuchAus der Serie: Das gute, aber zu kurz besprochene Buch.

Nünning: Grundbegriffe der Literaturtheorie

Nünning: Grundbegriffe der Literaturtheorie

Einführungen in die Literaturtheorie gibt es viele und auch viele hervorragende. Nünnings Buch sticht heraus, weil es ein Wörterbuch ist, das die wichtigsten Schlagwörter erklärt. Trotzdem kann man es auch gut von vorne nach hinten lesen, um einen Überblick über die wichtigsten Theorien zu bekommen. Wer noch nicht genau weiß, was es mit einem Implizierten Autor auf sich hat, wem der Begriff Bildfeld nichts sagt oder wer noch einmal nachlesen möchte, was man genau unter einem Sprechakt versteht, findet gut verständliche Auskunft in diesem Buch.

Nünning, Ansgar. Grundbegriffe der Literaturtheorie. Stuttgart: Metzler, 2004.

Vortrag auf der ersten EAJS Japan Conference

Vom 28. bis 29. September 2013 findet in der Faculty of Letters der Universität Kyoto die erste EAJS-Konferenz auf japanischem Boden statt. Mittlerweile steht das vielversprechende Programm. Mein Vortrag mit dem Titel: “All fun and games? Implications of Inoue Hisashi’s transtextual references to Edo gesaku literature” findet sich in Section 2: Language and Literature; Session 6: Textual Encounters: Classical and Modern Japanese Texts.

Sonntag, 29. September 2013
11:00 Uhr
Universität Kyoto
Literarische Fakultät

Unchi #2

Ich mache mir keine großen Illusionen über die Reichweite meines Blogs, staunte aber nicht schlecht, als ich die Reaktion auf den Artikel zu japanischen Kinderbüchern mit dem Thema Töpfchentraining sah:
kaka-statistik
Tabuthemen anzusprechen ist immer eine gute Methode, die Leute anzulocken. Auf ein paar der vielen Zuschriften möchte ich hier kurz eingehen. Continue reading ‘Unchi #2’ »

Unchi – ein Kack-Eintrag

Ein nicht so klassischer Fall von Übersetzungskonflikt begegnet mir, wenn ich einige unserer japanischen Kinderbücher meinem Sohn auf Deutsch “vorlese”. Genauer gesagt geht es um sogenannte “Toiretto treeningu”-Bücher, die kleinen Japanerinnen und Japanern beibringen, wie sie sich von der Windel entwöhnen und allein ihr Geschäft verrichten. Man merkt es schon an der verklemmten Formulierung “Geschäft verrichten”: Alles, was mit dieser Art körperlicher Ausscheidung zu tun hat, ist in Deutschland tabuisiert. Mehr noch: es gibt überhaupt kein neutrales Verb dafür; “scheißen”, “kacken” – Sie haben möglicherweise beim Lesen schon gequält das Gesicht verzogen – möchte man nicht in geschriebener Form sehen. “Koten”? Ich bitte Sie!

Die geringere Tabuisierung wurde mir das erste Mal bewußt, als mich eine mir noch nicht sehr gut bekannte Dame nach ein paar Tagen Japanaufenthalt fragte, wie es nach dem vielen Reisverzehr denn um meine Kacke bestellt sei. (Und ich bitte um Verzeihung, wenn ich dieses Wort meinen werten Lesern nun noch das ein oder andere Mal zumuten muß.) Da ich nicht zu verstehen glaubte, da ich nicht glaubte, was ich da verstand, schlug ich im Wörterbuch nach. Einwandfrei: Ich wurde gefragt, ob meine Kacke hart sei. Etwas verwundert gab ich Auskunft und sah die Frau eine Zeitlang mit etwas anderen Augen als zuvor. Schnell aber stellte sich heraus, daß die Ungezwungenheit, mit der das Thema besprochen wurde, sich nicht auf eine einzelne Dame beschränkt. Continue reading ‘Unchi – ein Kack-Eintrag’ »

井上ひさしと江戸戯作文学 (論文の構成)

[The following text is the Japanese abstract of my PhD thesis.] [Deutsche Version] [English Version]

1.        研究内容

ドイツ、ハイデルベルグ大学のアロカイ先生の下で、井上ひさしと江戸の戯作文学の関係について博士論文を書いておる。日本の人気作家井上ひさし(1934–2010)はヨーロッパではほとんど知られていない。

そのため、博士論文では、次の作品を詳しく研究したいと思っている。

  • 『表裏源内蛙合戦』(劇、1971)
  • 『手鎖心中』(小説、1972)
  • 『戯作者銘々伝』(小説、1979)
  • 『仇討』(劇、1983)
  • 『京伝店の烟草入れ』(小説、1973)

私の論文が、ヨーロッパにおける井上ひさし文学への理解、解釈に少しでも役立つことができれば幸いである。

Continue reading ‘井上ひさしと江戸戯作文学 (論文の構成)’ »