Ich war in Heidelberg

In einem Naturkosmetikladen in Heidelberg gibt es diese Postkarte zu erstehen: Das wirft so viele Fragen auf. Wer ist die Zielgruppe? Japanische Touristen, die verstehen, dass da in ungelenker Ausdrucksweise “Ich war in Heidelberg” steht – ein Satz, der so nie auf einer in Japan produzierten Postkarte stehen würde? Warum dann kein Bild von Heidelberg? …

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Verwertung von Exkrementen in der Edo-Zeit

Edo-Zeit und Fäkalien? Ein Vortrag wie die Faust aufs Auge – auf mein Auge zumindest. Letzte Woche sprach Prof. Aratake Kenichiro 荒武賢一朗 (Tōhoku Universität) an der Universität Heidelberg über sein Forschungsthema: die Verwertung von Exkrementen in der Edo-Zeit im Raum Osaka. Fäkalien waren in der Edo-Zeit ein teures Handelsgut. Zunächst wurden die Fäkalien von Händlern …

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Überinformation

Japan ist komisch – zumindest läßt sich das in jeder beliebigen Zeitung, in jedem Wochenmagazin nachlesen. Der gescheite Leser weiß, daß die meisten Phänomene Ursachen haben, und daß das alles so komisch nicht sein würde, machte man sich die Mühe, beim Berichten nicht nur die Blüten zu zeigen, sondern auch Stengel und Wurzeln ein bißchen …

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Wenn plötzlich das Fahrrad weg ist

Wenn plötzlich das Fahrrad weg ist, hat das in Japan selten mit Dieben, häufig mit der Polizei zu tun. Parkt man es falsch (was leicht passiert, da es in Bahnhofsnähe wenig kostenfreie Abstellmöglichkeiten gibt), kommt unter Umständen eine Patrouille vorbei und hängt eine Warnung an den Lenker. Wenn man nach ein paar Stunden nicht die …

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Unchi #2

Ich mache mir keine großen Illusionen über die Reichweite meines Blogs, staunte aber nicht schlecht, als ich die Reaktion auf den Artikel zu japanischen Kinderbüchern mit dem Thema Töpfchentraining sah: Tabuthemen anzusprechen ist immer eine gute Methode, die Leute anzulocken. Auf ein paar der vielen Zuschriften möchte ich hier kurz eingehen.

Unchi – ein Kack-Eintrag

Ein nicht so klassischer Fall von Übersetzungskonflikt begegnet mir, wenn ich einige unserer japanischen Kinderbücher meinem Sohn auf Deutsch “vorlese”. Genauer gesagt geht es um sogenannte “Toiretto treeningu”-Bücher, die kleinen Japanerinnen und Japanern beibringen, wie sie sich von der Windel entwöhnen und allein ihr Geschäft verrichten. Man merkt es schon an der verklemmten Formulierung “Geschäft …

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30 Häuser

Ein Gesichtspunkt des japanischen Lebens, der meine Besucher hier in Osaka am meisten überrascht, ist die Architektur. Das Bild, das im Ausland vorherrscht, sind entweder die Glas-und-Beton-Bauten, die die schicke Innenstadt von Tokyo beherrschen, oder alte Holzbauten mit Schiebetüren, wie sie in der Edo-Zeit gebaut wurden. So denn auch die Überraschung, wenn das echte Japan …

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Was Sie schon immer über Goethe wissen wollten

Philologe ist kein Beruf, mit dem sich das große Geld machen läßt. Wie viele interessieren sich schon dafür, was Goethe wann zu Eckermann sagte? Wir ahnen: viele werden es nicht sein. Das dachte sich wohl auch Gero von Wilpert – sonst eher für seine umfangreichen Nachschlagewerke zur deutschen Klassik bekannt. Es kann nur geraten werden, …

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Dialekt und Dichtung – Teil 2

Guos Moruos Faust-Übersetzung wird mitunter vorgeworfen, daß Wörter daraus aus dem Heimatdialekt Guos, nämlich der Sprache Sichuans, stammen. Das ist sicherlich keine völlig unbegründete Kritik, beschäftigen sich doch gleich die ersten zwei von Goethes Regeln für Schauspieler eben mit dem Gebrauch von Dialekt auf der Bühne: Dialekt § 1 Wenn mitten in einer tragischen Rede …

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