4 Werkzeuge für die Doktorarbeit

Mein kreatives Tief läßt immer noch Platz für ein paar Empfehlungen. Diesmal stelle ich 4 Programme vor, die mir die Arbeit an meiner Dissertation erleichtern – ausnahmsweise ohne Ostasien-Bezug.

Citavi

http://www.citavi.de/de/index.html

Dieses Programm zur Literatur- und Zitatverwaltung gibt es mittlerweile an jeder deutschen Universität für Studenten und Dozenten kostenlos und es kann, wenn man sich darauf einläßt, eine aufwendige, aber am Ende lohnende Zeitinvestition sein. Textstellen oder Inhalte, die für das Projekt relevant sind, kann man darüber sowohl den Büchern zuordnen, die man benutzt, als auch thematisch zusammenstellen. Kein nachträgliches Suchen von Seitenzahlen, kein tagelanges Basteln am Literaturverzeichnis und vor allem: Nie bei Schreibbeginn vor einer leeren Seite sitzen müssen.

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Workflowy

https://workflowy.com/

Mit diesem schlanken Programm lassen sich Listen anfertigen, verwalten und abarbeiten.

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Überinformation

Japan ist komisch – zumindest läßt sich das in jeder beliebigen Zeitung, in jedem Wochenmagazin nachlesen. Der gescheite Leser weiß, daß die meisten Phänomene Ursachen haben, und daß das alles so komisch nicht sein würde, machte man sich die Mühe, beim Berichten nicht nur die Blüten zu zeigen, sondern auch Stengel und Wurzeln ein bißchen Beachtung zu schenken.

Dann wiederum gibt es ein paar Dinge, die mich trotzdem erstaunen. Eines davon ist das Anhäufen von Informationen auf Schildern, Aufklebern, Plakaten, aber auch die Ansagen, die aus Lautsprechern strömen oder aus Bildschirmen strahlen. Damit meine ich nicht einmal Werbung – denn wo nervt die nicht? – , sondern offizielle Meldungen öffentlicher Institutionen wie Universitäten, Kindergärten, Bahnbetriebe, Bürgerämter etc. Ich gebe zu, daß mich wichtige Informationen, die man sich einzeln zusammensuchen muß, ärgern, ganz egal, auf welchem Teil der Weltkugel ich mich befinde. Es scheint mir aber, Japan hat sich zum Vorreiter der Informationsverstreuung aufgeschwungen.

Als Ausländer versteht man entweder kein Japanisch und kann also ohne schlechtes Gewissen alles überlesen und im Fall des Falles unschuldig gucken. Oder aber man hat sich die Sprache mit Mühe und Not angeeignet und quält man sich bei jedem Schritt aus dem Haus durch eine Unmenge an Texten, die in der Regel Selbstverständliches wiedergeben, sich der stetigen Gefahr bewußt, daß man Wichtiges überlesen könnte. Das klingt abstrakt; nun zum Anschaulichen: ein paar Bildern.

Wissen Sie, was das ist?

Wissen Sie, was das ist?

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Neujahrsgruß

Zwei Dinge sind zu unserer Arbeit nötig: Unermüdliche Ausdauer und die Bereitschaft, etwas, in das man viel Zeit und Arbeit gesteckt hat, wieder wegzuwerfen.

Dieses Zitat Albert Einsteins hat mich im letzten Jahr bei einigen Entscheidungen stärken können.

Auf ein produktives neues!

Sonnenturm im Expo Memorial Park Osaka

Sonnenturm im Expo Memorial Park Osaka

Nicht nur zur Weihnachtszeit

… aber leider auch zur Weihnachtszeit gibt es Betrugsversuche. In meinem Postfach lag gestern ein Anschreiben des “Journal of Literature and Art Studies” von David Publishing. Man hat mich auf einen Vortrag angesprochen, den ich beim letzten Treffen der European Society of Japanese Studies gehalten habe und wollte meine Beiträge für das Journal gewinnen.

Ich war zunächst nur mißtrauisch, weil ich überhaupt angeschrieben wurde – immerhin kann ich mir noch nicht erlauben, Buchstaben vor meinen Namen zu setzen. Eine kurze Recherche ergab, daß dieses Journal nicht nur ca. 500 – 1000 Dollar für die Korrektur- und Satzarbeit von ihren Autoren verlangt, sondern auch gegen die Empfehlungen der (in der Regel ebenfalls auf das professionelle Erscheinungsbild des Journals hineingefallenen) Reviewers jeden veröffentlicht, der bereit ist, so viel Geld für eine Veröffentlichung zu bezahlen.

David Publishing versucht, durch optisch professionelles Auftreten und direkten Kontakt mit Wissenschaftlern, die auf Konferenzen gesprochen haben, glaubwürdig zu erscheinen. Dabei beschränken sie sich nicht auf Literatur- und Kunstwissenschaftler, sondern auch Akademiker zahlreicher andere Fachrichtungen. Es ist nur zu hoffen, daß junge Wissenschaftler nicht darauf hereinfallen. Kein zusätzlicher Absatz in der Liste der eigenen Veröffentlichungen kann die Peinlichkeit überdecken, in diesem Haus veröffentlicht worden zu sein. Zur besseren Auffindbarkeit in Suchmaschinen kopiere ich hier einmal die komplette E-Mail, die an mich gesendet wurde.

 

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Promovieren oder nicht promovieren

doktorfischDas ist in letzter Zeit in meinem Bekanntenkreis öfter mal die Frage. Als gewissermaßen Betroffene werde ich da gerne mal um Rat gebeten und gebe immer folgenden:

Wenn man hundertprozentig vom Thema überzeugt ist und weiß, daß man damit mit Freude drei bis fünf Jahre verbringen kann, sollte man die Doktorarbeit schreiben.

Man kann noch viel mehr dazu sagen (vgl. Links unten), aber wirklich wichtig ist eigentlich nur diese Voraussetzung. Alles andere führt zu Katastrophen oder unglücklichen Doktoranden. Man kann sich in Ruhe an seine Magister- oder Masterarbeitszeit erinnern und fragen, ob man, auf sich allein gestellt, gut arbeitet. Denn wenn man nicht gerade in eine Graduate School eingebunden ist, hat man praktisch mit niemandem Kontakt, außer mit seiner Betreuerin oder seinem Betreuer. Oft ist man auch so spezialisiert, daß es gar nicht so leicht möglich ist, sich mit anderen über sein Thema auszutauschen.

In einigen Fächern gibt es schon eine kumulative Dissertation, d.h. man schreibt keine lange Arbeit, sondern mehrere kleine Aufsätze. Die obigen Probleme treten da entweder weniger auf, weil kein riesiges Projekt zu bearbeiten ist, oder ständig, weil immer wieder Projekte fristgerecht fertiggestellt werden müssen. Auch da kann eine Minute Gedenken an die vergangenen Hausarbeiten hilfreich sein.

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Einen schönen Aufsatz zur Entstehung einer Dissertation hat Lars Frers geschrieben.

Ebenfalls lesenswert, auch, wenn man über eine Promotion erst noch nachdenkt, ist B. J. Epsteins Artikel When to Give Up the PhD.

Was tun mit Onomatopöie?

Diesmal, etwas ungewöhnlich hier, eine Frage an die Leser.
Ein Merkmal aus Robins wunderbarer Übertragung von Inoues “Tōno monogatari”, die ich neulich hier erwähnte, ist mir besonders ins Auge gestochen und ich bin mir noch uneins darüber, ob es mir gefällt oder nicht. Wie viele meiner Leser wissen werden, spielt Lautmalerei in japanischer Sprache und Literatur eine prominente Rolle und sind ein beliebter Kopfzerbrecher für alle Übersetzer. Robins hat sich gelegentlich entschieden, Onomatopoesie nicht zu verbalisieren, d.h. hier: zum Verb zu machen, wie es in der Regel gehandhabt wird. (Für gewöhnlich wird also: “Das Feuer machte pachi pachi.” mit: “Das Feuer knisterte.” übersetzt.) Andererseits nehmen diese Art von stimmungsprägenden, klangvollen Wörter bei Inoue von Zeit zu Zeit Schlüsselpositionen ein und gestalten mit ihrer unmittelbaren Verständlichkeit das Leseerlebnis.

Robins schreibt also, anstelle von: “glucksend spülte er sich den Mund aus” nun: “he rinsed his mouth with a gobu-gobu-gobu sound”.

Noch ein paar Beispiele zur Veranschaulichung – und eine Umfrage: Continue reading ‘Was tun mit Onomatopöie?’ »

Wenn plötzlich das Fahrrad weg ist

Wir haben Ihr Fahrrad

Wir haben Ihr Fahrrad.

Wenn plötzlich das Fahrrad weg ist, hat das in Japan selten mit Dieben, häufig mit der Polizei zu tun. Parkt man es falsch (was leicht passiert, da es in Bahnhofsnähe wenig kostenfreie Abstellmöglichkeiten gibt), kommt unter Umständen eine Patrouille vorbei und hängt eine Warnung an den Lenker. Wenn man nach ein paar Stunden nicht die Stellung geräumt hat, ist das Rad fort. So geschehen letzten Freitag.

Ärgerlich gingen wir zusammen zum Abholzentrum und wollten eigentlich unsere Meinung kundtun. Nichts schwerer als das: Die sieben freundlichen, älteren Herren, die die ansonsten völlig leere Halle bewachten, kamen uns aufgeräumt entgegen, suchten das Fahrrad, pumpten die Reifen auf, putzten es (!) und entschuldigten sich vielmals für all die Unannehmlichkeiten. Ausnahme für den armen Ausländer, der keine Schriftzeichen lesen kann (ähem), gab’s natürlich nicht, wir sind ja in Japan. Also die 22 Ocken geblecht. Wozu die sieben Mitarbeiter? Continue reading ‘Wenn plötzlich das Fahrrad weg ist’ »

Vortrag in Auerbachs Keller

auerbachAnläßlich des 100. Jahrestages des Erscheinens der Faust-Übersetzung von Mori Ôgai freue ich mich, in Auerbachs Keller einen Vortrag über die Entstehung, die Umsetzung und die Wirkung dieses Textes halten zu dürfen. Das historische Restaurant ist nicht nur Schauplatz in Goethes Tragödie, sondern auch der Ort, an dem sich Mori Ôgai 1885 zu einer Übertragung des Werkes entschied.

Montag, den 04.11.2013
Beginn: 10:00 Uhr
Ort: Großer Keller

Tanikawa Shuntarō: Gedichte aus “Ein Chagall und ein Blatt”

Lyrik übersetzen steht vielleicht wieder nach meiner Berentung auf dem Programm. Man soll mich auf diesen Satz nicht festnageln, aber ich kann mir nicht vorstellen, es noch einmal mit Gedichten zu versuchen. Niemand möchte wissen, wie viele Stunden Kopfzerbrechen und Diskussion in den wenigen Auszügen aus “Shagāru to ko no ha” stecken, die Frau Dr. Yoriko Yamada-Bochynek und ich in den “Heften für Ostasiatlische Literatur” veröffentlicht haben. Die Stunden, Tage und Wochen im Institut haben glücklicherweise Spaß gemacht und gebildet, so daß ich ganz ohne Reue darauf zurückblicke.

Hefte für ostasiatische Literatur 43

TANIKAWA, Shuntarō: »Gedichte«, in: Hefte für Ostasiatische Literatur, Nr. 43 (2007): 77–89; aus dem Japanischen von Yoriko YAMADA-BOCHYNEK und Nora BARTELS. (Auszüge aus Shagāru to ko no ha シャガールと木の葉 »Ein Chagall und ein Blatt«)

Erste EAJS-Konferenz in Kyoto 2013

Hauptcampus der Universität Kyoto

Hauptcampus der Universität Kyoto

Am letzen Wochenende ging die erste Konferenz der European Association for Japanese Studies in der Universität Kyoto über die Bühne. Von mir aus könnten Konferenzen dieser Art gern eine Woche dauern. Die übliche Komprimiertheit zwingt einerseits, auf wichtige und interessant scheinende Vorträge zu verzichten, andererseits sehr viel verschiedene Eindrücke auf einmal verarbeiten zu müssen. Zudem kann bei zwanzig Minuten Redezeit nicht mehr als ein winziger Einblick ins Thema gegeben werden. Rund 130 Vorträge in zwei Tagen – das kann nur als eine Kontaktbörse verstanden werden, als die es auch gute Dienste leistet.

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