Gesaku in the Work of Inoue Hisashi

doktorfisch[The following text is the English abstract of my PhD thesis.] [Deutsche Version] [日本語]

One major goal of my dissertation thesis is to present a better understanding of  the work of Inoue  Hisashi by explaining the role of its immanent intertextual references and dependencies. Special focus is placed on references to the so-called gesaku literature of the late Edo period.

Gesaku is characterised by its humour and the imaginative way it deals with language; on occasion it even demonstrates a certain resistance against the authorities. Until recently, gesaku has been considered trivial and even vulgar, and has been the topic of little scientific research. Its rediscovery by Western scholars began in the late 1970s. In Japan, the term emerged post-WW2 in the context of some contemporary authors like Sakaguchi Ango (坂口安吾, 1906–1955),  Nagai  Kafū  (永井荷風, 1879–1959),  Ishikawa  Jun  (石川淳, 1899–1987), Inoue  Hisashi  (井上ひさし, 1934–2010)  or  Tsutsui  Yasutaka  (筒井康隆, 1934),  which  were called “New gesaku Writers” (shin gesaku sha) by critics. Continue reading ‘Gesaku in the Work of Inoue Hisashi’ »

Inoue Hisashi und Christopher Robins: New Tales of Tono

Inoue Hisashi und Christopher Robins: New Tales of Tono

Inoue Hisashi und Christopher Robins: New Tales of Tono

Es klang schon das ein oder andere Mal in diesem Journal an, daß Werke von Inoue Hisashi nicht eben leicht zu übersetzen sind. Christopher Robins Übertragung von Shinshaku Tōno monogatari, die jüngst bei MerwinAsia Publishing als “New Tales of Tono” erschienen ist, merkt man das nicht an. Die leichtfüßigen, durch die Spannung auch schnell gelesenen Erzählungen, die Inoue in Tausend-und-einer-Nacht-Manier präsentiert, sind endlich auch für ein größeres Publikum zu genießen und eine Empfehlung für alle, die Schauriges (und natürlich, wie immer bei Inoue, Lustiges) mögen.

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Manga übersetzen V: Frustmanagement und Trost

mangaserie[Diese Serie behandelt die bei der Comic-Übersetzung auftretenden Sonderphänomene.]

Die vorangegangenen Einträge der kurzen Serie haben sicherlich einen Eindruck davon hinterlassen, wie schwierig oder sogar unmöglich manche Facetten des Comicübersetzens sein können, und wie unbefriedigt man oft auf das fertige Werk blicken muß. Diesen kleinen Nachtrag daher als Aufmunterung.

Keine Übersetzung, auch nicht die zwischen nahe verwandten Sprachen, kann den Ursprungstext und alle seine Implikationen übertragen. Und trotzdem wird übersetzte Literatur, und natürlich werden auch übersetzte Manga, mit viel Genuß gelesen. Vielleicht, weil das Ursprungswerk schon in seinem Ideengehalt so interessant ist, daß auch mit nur einem Teil seiner Form und seiner Anspielungen noch genug für einen guten Text übrig bleibt. Oder vielleicht, weil der Übersetzer in der Lage ist, die fremde Wortkunst, die Allusionen und unterschiedlichen Ebenen mit ähnlichen zu ersetzen, die auch in der Zielsprache zu verstehen sind. Auch Comicübersetzung kann man als eine Herausforderung sehen, kreativ zu sein, um so aus zwangsläufig rundgewaschenen Dialogen wieder erheiternde, erschütternde, auf jeden Fall aber lebendige Gespräche zu machen.

Manga übersetzen IV: Undurchdringlicher Humor

mangaserie[Diese Serie behandelt die bei der Comic-Übersetzung auftretenden Sonderphänomene.]

Humor gilt als der Teil der Sprache, bei denen der Übersetzer zuerst bis ans Unübersetzliche stößt. Zu Recht ist darüber das ein oder andere Buch geschrieben worden – zum Beispiel das neulich hier erwähnte von Cohn: Studies in the Comic Spirit in Modern Japanese Fiction oder Hibbet: The Chrysanthenum and the Fish1.

Andere sind also lang geworden, ich werde nicht versuchen, dem Thema hier gerecht zu werden. Nur eines möchte ich ansprechen, das auch den Eintrag zur Höflichkeitssprache berührt: Ein großer Teil japanischen Humors speist sich aus unangemessen höflichem oder unangemessen unhöflichem Reden. Durch die differenzierten Möglichkeiten, die das Japanische im Umgang mit anderen bietet und den festgelegten Konventionen, die in den jeweiligen Situationen zu beachten sind, bietet ein Ausbruch daraus eine leichte Möglichkeit, überraschend und damit lustig zu sein. Continue reading ‘Manga übersetzen IV: Undurchdringlicher Humor’ »

  1. Hibbett, Howard. The Chrysanthemum and the Fish: Japanese Humor Since the Age of the Shoguns. Tokyo [u.a.]: Kodansha International, 2002. []

Manga übersetzen III: 4 Lösungswege für Soundwords / Geräuschwörter

mangaserie[Diese Serie behandelt die bei der Comic-Übersetzung auftretenden Sonderphänomene.]

In keiner mir bekannten Sprache gibt es so viele lautimitierend Wörter (giongo) wie im Japanischen. Das deutsche, das seine Onomatopoesie in der Regel zu Verben umgeformt hat, zuckt bei Übersetzungsversuchen nur hilflos mit den Achseln und zieht höchstens ein “rumms” oder “tock tock” aus dem Hut. Im Fachjargon wird häufig die englische Abkürzung SFX benutzt, die für “Sound Effects” steht.

Dazu kommen im Japanischen Wörter, die sich verhalten wie Onomatopoesie, aber in Wirklichkeit nicht Laute, sondern Stimmungen oder Zustände imitieren (gitaigo) – zum Beispiel Verlegenheit, Aufgeregtheit oder gar völlige Stille. An dieser Stelle nimmt das Deutsche klammheimlich seinen Hut und verschwindet durch die Hintertür. Aber dem Comicübersetzer bleibt nichts anderes, als es am Kragen zu packen und einen anderen Hut überzustülpen, der ihm aber nicht so recht paßt. So in etwa kann man sich die Übersetzung von Onomatopoesie in Comics vorstellen. Continue reading ‘Manga übersetzen III: 4 Lösungswege für Soundwords / Geräuschwörter’ »

Manga übersetzen II: Die Wortwahl und was am Ende fehlt

mangaserie[Diese Serie behandelt die bei der Comic-Übersetzung auftretenden Sonderphänomene.]

Am stärksten unterscheidet sich die Mangaübersetzung von der Übertragung anderer Schriftwerke in der Wortwahl. Einleuchtend ist, daß durch die Größe der Sprechblasen die Länge der Sätze nicht unbegrenzt ist. Obwohl also gemeinhin ein übersetzter Text länger ausfällt als der ursprüngliche Text, muß man verkürzen und vereinfachen, bis die Länge in etwa dieselbe ist. Es kann manchmal so weit kommen, daß aus einem höflichen “Entschuldigen Sie bitte” ein flapsiges “Sorry” wird, weil einfach nicht mehr Platz is. Dabei gehen also unweigerlich Informationen oder Nuancen verloren. Es kommt aber noch schlimmer: Continue reading ‘Manga übersetzen II: Die Wortwahl und was am Ende fehlt’ »

Manga übersetzen I: Überlegungen zum Publikum

mangaserieEin nicht unbeachtlicher Teil aller Übersetzungen aus dem Japanischen sind Comicübersetzungen. Die ungebrochene Popularität der schwarz-weißen Bildgeschichten sind für verarmte Japanologen eine Möglichkeit, sich das Hartz vom Leibe zu halten. Im Grunde genommen gelten ähnliche Voraussetzungen, wie für alle anderen Übersetzungen: Es ist von Vorteil, Japanisch zu können, und wenn man dann noch das Deutsche beherrscht, kann es eigentlich fast losgehen. Ein paar Unterschiede gegenüber der Übersetzung von Erzählungen, Gebrauchsanweisungen oder Verträgen gibt es aber doch. In der kleinen Comic-Serie, die mit diesem Eintrag beginnt, schreiben ich von diesen Besonderheiten.

Das Zielpublikum

Für die Außenwelt erscheinen Mangafans sicherlich recht homogen und damit ein einfach zu bedienenes Publikum. Wie oft, sieht es von innen etwas anders aus. Puristen, die am liebsten zum japanischen Manga nur eine Übersetzung in Fußnotenform hätten gibt es genauso wie Leser, die ein möglichst leichtes Lesevergnügen ohne irritierende Fremdkörper wünschen. Man kann diese Situation sehen als ausweglose Lage oder als Narrenfreiheit. Vernünftig, wenn man vorhat, die Übersetzung zu verkaufen, ist sicherlich ein Mittelweg, bei dem man versucht, Lesern mit durchschnittlichen Vorkenntnissen die Comics in einer gut leserlichen Form zu präsentieren, die aber aus einem Maki-zushi keine Bockwurst macht. Ein Beispiel: Continue reading ‘Manga übersetzen I: Überlegungen zum Publikum’ »

Inoue Hisashi: “Die Sieben Rosen von Tōkyō”, übersetzt von Matthias Pfeifer

siebenrosenDeutsprachige Japanologen finden sich nicht gerade wie Sand am Meer, darunter befaßt sich nur ein Teil mit Literatur, davon wieder nur ein Teil mit moderner Literatur; mit Inoue Hisashi vielleicht etwa 3 Personen. Um so überraschter war ich, über meine Suchmaschinen-Benachrichtigung zu erfahren, daß Matthias Pfeifer von der Shizuoka-Universität in drei Jahren Arbeit Inoues Roman “Tōkyō sebun rōzu” auf deutsch übersetzt und jüngst unter dem Titel: “Die Sieben Rosen von Tōkyō” im be.bra-Verlag veröffentlicht hat.

Wie fast alle Werke von Inoue stellt auch “Tōkyō sebun rōzu” für Übersetzer eine besondere Herausforderung dar – es ist durchsetzt von historischen Dokumenten aus der Nachkriegszeit, die jeweils überprüft werden mußten, und Inoues kunstvolle Sprache und wortspielreiche Formulierungen dürften nicht leicht zu übertragen gewesen sein. Das Buch ist dankenswerterweise mit einem Glossar versehen, der die wichtigsten Schlagwörter erläutert.

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Kamigata Ukiyo-e Museum in Osaka / Nanba

ukiyoemuseum1Ukiyo-e, zuweilen auch Nishiki-e genannt, sind Farbholzdrucke, die in der Edo-Zeit (1603–1868) zu großer Beliebtheit gelangten. Jeder kennt die berühmte “Große Welle von Kanagawa” die der Ukiyo-e-Künstler Katsushika Hokusai schuf. Im Kamigata Ukiyo-e Museum, das direkt am Bahnhof Nanba im Zentrum von Osaka gelegen ist, kann man nicht nur Drucke der Künstler aus dem Kansai-Gebiet sehen, sondern sich auch darüber informieren, wie ein solcher Druck entsteht.

Der Herstellungsprozeß ist komplex, reicht vom Entwurf des Bildes auf Papier über die Holzwahl bis zur Aufschlüsselung der Farben, dem Schnitzen und dann dem – manchmal über zwanzigfachen – Auflegen eines Papiers auf die Druckstöcke. Diese Zwischenschritte werden von unterschiedlichen Künstlern und Handwerkern ausgeführt. Farbmischungen werden durch unterschiedliche Farben, die übereinander gedruckt werden, erzeugt; Farbverläufe durch immer wieder dünnes Auftragen derselben Farbe auf denselben Druckstock, der jedoch unterschiedlich weit mit Farbe bestrichen wird. Continue reading ‘Kamigata Ukiyo-e Museum in Osaka / Nanba’ »

Das gute Buch: Cohn: Studies in the Comic Spirit in Modern Japanese Fiction

DasguteBuchSchlechte Bücher sind leichter zu besprechen als gute. Man kann sich nicht im Zitieren peinlicher Stellen ergehen und allein damit die Lesergunst erlangen. Stattdessen muß man etwas vom Fach verstehen, um argumentieren zu können, warum das Buch gelungen ist. Im Gegenzug hat der Leser  bei Rezensionen guter Bücher anstatt kurzer Heiterkeit möglicherweise längeres Lesevergnügen.

Was aber, wenn man um dieses nicht unerheblichen Vorteils Willen gute Bücher vorstellen möchte, jedoch die Zeit fehlt, ihnen Gerechtigkeit beikommen zu lassen, indem man sie in einer angemessenen Länge bespricht? Ist es da die richtige Entscheidung, sie erst gar nicht vorzustellen? Möglicherweise ja. Aber auch ich treffe nicht nur richtige Entscheidungen und eröffne deswegen hiermit die Serie: Das gute Buch, die eigentlich: Das gute, aber zu kurz besprochene Buch heißen müßte.

Teil eins: John R. Cohns Studies in the comic spirit in modern Japanese fiction.

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