Oshios Nachtlied

Prof. Oshio

Prof. Oshio

Professor OSHIO Takashi 小塩節, Germanist und ehemaliger Diplomat, hielt heute in der Japanischen Botschaft einen Vortrag: “Goethe und die Japaner”. Bereits die Wahl des Titels verriet, daß es sich bei der Rede um einen populärwissenschaftlichen Vortrag handeln mußte, denn “den Japanern” begegnet man eigentlich ausgesprochen selten.

In sehr liebevollem Ton und äußerst unterhaltsam rezitierte Prof. Oshio Goethes “Wanderers Nachtlied” in drei Sprachen, hob besonders bewegene Worte und Stimmungen darin hervor und zog einen Vergleich zu Matsuo Bashō, in dem er die These vertrat, daß die beiden Dichter ähnlich “musikalisch” dichteten. Auch streute er Anekdoten aus seiner Zeit als Übersetzer ein, legte eine preisverdächtige Thomas-Mann-Imitation hin und sang mit klarer Stimme drei Lieder. Erfuhr man zwar wenig über “Goethe und die Japaner”, so doch zumindest vieles über “Goethe und den Japaner”.

2 Kommentare

  1. Wer so alt ist und so viele Verdienste hat, der hat sich wohl das Recht erworben, sein Auditorium zu beschäftigen, womit immer er will. Und solange es lustig ist, wird ja wohl keiner was zu meckern haben. Aber trotzdem wär es mal ganz schön, etwas zu den Beziehungen von Goethe und Japan zu hören. Auf den ersten Blick wirkt das wie ein abseitiges Thema.

  2. Da gibt es natürlich allerlei zu erzählen. Da das vermutlich zumindest einen kleinen Teil meiner Arbeit ausmachen wird, ist es gut möglich, daß ich demnächst darüber etwas hier schreibe. In jedem Fall ist Goethe, zumindest unter den literarischen Interessierten, ziemlich bekannt und beliebt. Viele ältere Japaner können wenigstens das “Heidenröslein” singen, und nicht zuletzt der Umstand, daß Ōgai Mori Rintarō ihn übersetzt hat, hat auch insgesamt für einen breiten Bekanntheitsgrad gesorgt.

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